Meine Lieben
Im Monat Mai feiern wir hier in den Anden das Kreuzfest „La fiesta de la Cruz de Mayo“. Im Mai ernten die Leute die Kartoffeln, die Quinua und alle Produkte auf den Äckern. Gott sei Dank schenkt uns die Pachamama (Mutter Erde) heuer wieder eine gute Ernte. Das war und ist immer noch ein Grund für die Andenbewohner, der Mutter Erde ein Dankesopfer zu bringen. Das ist ein Ritus mit Kokablättern und andern Zutaten. Und dann wird gefestet und gefeiert. Die ersten Missionare vermuteten in diesen Riten Idolatrie (Götzendienst) und haben das Erntedankfest „getauft“, d.h. sie haben ein christliches Fest eingeführt, eben das Kreuzfest.
In allen Siedlungen feiern wir nun das Kreuzfest. Im Herzen feiern die Leute das Erntedankfest und im Kopf, nicht so sehr den Kreuzestod Jesu sondern den Auferstandenen. Die Kreuze sind farbig, meist grün und geschmückt. Die Andenreligion hat sich verschmolzen mit der christlichen Religion. Das nennt man Synkretismus.
Damit die Landwirtschaft hier Zukunft haben kann, müssen die Leute ihre Landwirtschaftsprodukte verarbeiten zu Fertigware für den Markt mit Mehrwert. Das ist eine neue Herausforderung, die auch wir von der Pfarrei aus ernst nehmen und die Leute begleiten in diesem Prozess. Dass dies möglich ist, haben wir bewiesen mit dem Forellenprojekt.
Empfangen Sie einen besonders herzlichen Dank für Ihre Solidarität mit uns. Die Pfarrei Oberwil hat erneut das Osteropfer für unsere Pfarreien bestimmt und Sie haben wieder, wie immer zuvor, grossherzig geholfen mit Ihren Spenden zugunsten unserer Bevölkerung.
Ich wünsche Ihnen Gottes Segen und viel Freude beim Erwachen der Natur mit all dem Schönen, das der Frühling mit sich bringt.
Mit frohen Grüssen aus den sonnigen Anden
Markus Degen